Prominenter Priester

Richard Lauchert: Porträt des Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst als junger Priester

Aquarell über Bleistift, weiß gehöht; 36 x 26 cm (Blattgröße)

um 1850

© Schloß Wernigerode, Inv.-Nr. Hz 000461

Die Sammlung der Handzeichnungen von Schloß Wernigerode konnte im Sommer 2024 um ein bemerkenswertes Aquarell erweitert werden, das einen jungen katholischen Geistlichen zeigt, dem eine große Karriere in Rom bevorstand. Es handelt sich um den Prinzen Gustav Adolf zu Hohenlohe-Schillingsfürst (1823-1896), der nach dem Studium der Theologie in Breslau und München 1849 die Priesterweihe empfing. In den nachfolgenden Jahren sollte er u.a. zum Titularerzbischof von Edessa in Osroëne, Kardinalpriester von Santa Maria in Traspontina und schließlich Kardinalbischof von Albano ernannt werden.

Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck (1815-1898) veranlasste 1872 seine Ernennung zum Gesandten des Deutschen Reichs am Heiligen Stuhl, die Papst Pius IX. (1792-1878) jedoch ablehnte, da Hohenlohe die Unfehlbarkeit des Papstes anzweifelte. Dies führte zu einer heftigen Debatte im Reichstag, bei der Bismarcks berühmter Ausspruch "nach Canossa gehen wir nicht" in Anspielung an den Streit zwischen dem deutschen König Heinrich IV. (1050-1106) und Papst Gregor VII. (um 1025-1085) fiel. Ersterer unterwarf sich diesem bekanntlich 1077 im oberitalienischen Canossa. Darauf nimmt auch das erste, 1877 für Bismarck errichtete Denkmal in Bad Harzburg Bezug, dessen Burg eine Gründung Heinrichs IV. war.

Hohenlohe bewohnte zeitweilig die Villa d’Este bei Tivoli und setzte sich für die Erhaltung der Anlage und ihrer prächtigen Gärten ein. Dort empfing er u.a. auch den berühmten Musiker und Komponisten Franz Liszt (1811-1886), dem er 1865 die niederen Weihen erteilte und der ihn auch mehrfach im mittelfränkischen Schillingsfürst besuchte. Der gleichaltrige Porträtmaler Richard Lauchert (1823-1868) hielt das Bildnis des jungen Priesters um etwa 1850 fest. Dessen Schwester Amalie (1821-1902) erteilte er zugleich Zeichenunterricht, doch bald schon sollte sich daraus eine Liebesbeziehung entwickeln, die seitens der Familie Hohenlohe und insbesondere Gustav Adolfs auf erbitterten Widerstand stieß. Durch die trotz des großen Standesunterschiedes schließlich 1857 geschlossene Ehe wurde der Urheber dieser Porträtstudie ironischerweise noch zum Schwager des Dargestellten.

Autor: Ulrich Feldhahn

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