Bring back my Bonnie
Zum 300. Geburtstag des britischen Thronfolgers Bonnie Prince Charlie (1720-1788)
Gilles Edme Petit nach Domenico Duprà: Porträt des Prinzen Charles Edward Stuart
Kupferstich, 27,5 x 19,1 cm, Mitte 18. Jh. © Schloß Wernigerode, Inv.-Nr. Gr 370
Am letzten Tag des Jahres 2020 jährte sich der Geburtstag einer historischen Person zum 300. Mal, der die Nachwelt die Aura eines „tragischen Helden“ verlieh: Am 31. Dezember 1720 erblickte der als „Bonnie Prince Charlie“ bekannte Prinz Charles Edward Stuart in Rom das Licht der Welt. Sein Großvater war König Jakob (James) II., letzter katholischer Herrscher über England, Irland und Schottland, der 1688 in der „Glorious Revolution“ abgesetzt wurde. Auf ihn folgte damals seine Tochter Mary, die im anglikanischen Glauben erzogen worden war. Aus ihrer Ehe mit dem niederländischen Statthalter Wilhelm III. von Oranien gingen keine Erben hervor, weshalb mit ihrer Schwester Anne die letzte Vertreterin des Hauses Stuart die Thronfolge antrat, bevor ab 1714 das verwandte Haus Hannover die britischen Könige stellen sollte. Gleichzeitig betrachteten jedoch die als „Jakobiter“ bezeichneten Anhänger des exilierten Monarchen diesen und seine mit Unterstützung von Papst Clemens XI. in Rom lebenden Nachkommen weiterhin als die rechtmäßigen Herrscher.
Besonders in seinen Enkel, den man zur Unterscheidung vom Vater „the Young Pretender“ (den jungen Anwärter) nannte, wurden viele Hoffnungen gesetzt. Tatsächlich begab sich Charles Edward im Sommer 1745 nach Schottland, um dort mit Hilfe der Highland Clans eine Armee aufzubauen und zunächst in Edinburgh Einzug zu halten. Nach anfänglichen Erfolgen scheiterte seine Unternehmung schließlich am 16. April 1747 in der Schlacht von Culloden, woraufhin er auf abenteuerliche Weise über Schottland nach Frankreich gelangte. Dort führte er ein von zahlreichen Affären begleitetes Dasein, bevor er sich 1772 mit Luise Maximiliane zu Stolberg-Gedern (1752-1824) vermählte. Diese gehörte einer hessischen Nebenlinie des Stolberger Grafenhauses an, wurde jedoch im damals zu Österreich gehörenden Mons (heute Belgien) geboren, wo sie nach dem frühen Tod ihres Vaters, der als kaiserlicher Offizier 1757 in der Schlacht bei Leuthen fiel, in einem Stift aufwuchs.
Das Paar begab sie sich zunächst nach Rom, später nach Florenz, wo es den Titel „Graf bzw. Gräfin von Albany“ führte, um protokollarische Komplikationen hinsichtlich des Anspruchs auf die britische Krone zu umgehen. Die anfänglich harmonische Beziehung mit dem allmählich zu Trunksucht und Gewalttätigkeit neigenden Ehemann verschlechterte sich zunehmend, blieb kinderlos und wurde schließlich 1784 aufgelöst. Vier Jahre später verstarb der legendenumrankte „Bonnie Prince Charlie“, auf den sich auch der später entstandene Folksong „Bring back my Bonnie“ bezieht, in Rom. Luise Maximiliane hatte bereits seit 1780 eine Beziehung mit dem als Dichter tätigen Grafen Vittorio Alfieri begonnen, der gleichfalls in Florenz lebte. In Schloss Wernigerode wird bis heute in Form eines alljährlich abgehaltenen „Robert Burns Suppers“, wie es in Schottland traditionell am Geburtstag des gleichnamigen Nationaldichters stattfindet, an diese einstige historische Verbindung erinnert.
Autor: Ulrich Feldhahn
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