Prinzliches Strandvergnügen
Vier Bildpostkarten mit Fotografien der Prinzen Wilhelm, Louis Ferdinand und Hubertus von Preußen am Strand von Heiligendamm, 1910
Fotografen: G. Berger, Potsdam; A. Beckmann, Heiligendamm
Lichtdrucke je ca. 8,5 x 13,5 cm
© Schloß Wernigerode, Inv.-Nr. Ph 700, 704, 705, 717
Fotos von royalem Nachwuchs füllen bis heute allwöchentlich die Regenbogenpresse und interessieren vermutlich insgeheim weitaus mehr Menschen, als man allgemein annehmen würde. Neben den inoffiziellen, im rechten Moment aus dem Hinterhalt geschossenen Paparazzi-Aufnahmen, die zwar Auflagen steigern, aber auch juristische Folgen haben können, entstehen regelmäßig autorisierte Porträts der heutigen Königs- und Fürstenhäuser, die sich dabei gerne als traditionsbewusste und zugleich moderne Familienverbände in Szene setzen. Dies ist jedoch kein Phänomen unserer Tage, denn bereits im 19. Jahrhundert erkannten Monarchen die Macht des noch vergleichsweise jungen Mediums „Fotografie“. Allen voran ließ sich Kaiser Wilhelm II. unzählige Male in stets wechselnden Uniformen und Posen ablichten und wurde zu einer der meistfotografierten Personen seiner Zeit.
Somit überrascht es nicht, dass sich auch die nachfolgenden Generationen früh daran gewöhnen mussten, den zahlreichen Hoffotografen immer wieder als Motiv zu dienen. Während die Kinder des letzten Kaiserpaares meist noch wie „junge Erwachsene“ in akkurater Aufmachung und Haltung erschienen, lassen die Fotografien der zu Beginn des 20. Jahrhunderts geborenen Enkelgeneration schon deutlich mehr Spontaneität erkennen. Dazu gehören auch Aufnahmen, die bei sommerlichen Aufenthalten der Kronprinzenfamilie im Seebad Heiligendamm an der Ostsee entstanden. Dort durften die kleinen Prinzen ungezwungen am Strand spielen, auf Felsen klettern oder ein Spielzeug-Segelschiff ins Wasser setzen. Lediglich ihre stets blütenweiße Kleidung lässt erahnen, dass auch diese Fotos weitaus sorgfältiger inszeniert wurden, als es zunächst den Anschein hat. Die dabei getragenen Matrosenmützen spiegelten die insbesondere von ihrem Großvater ausgehende Marinebegeisterung jener Jahre. In Verbindung mit den weitverbreiteten Matrosenanzügen bildeten sie klassenübergreifend die wohl beliebteste Kinderbekleidung der Kaiserzeit. Dass der jüngste Prinz auf den Fotos ein Spitzenkleidchen trägt, war indessen nicht unüblich, denn in jenen Kreisen zog man auch männliche Nachkommen so lange auf diese Weise an, bis sie keine Windeln mehr benötigten.
Für die Sammlungen von Schloß Wernigerode konnte vor einigen Jahren ein größerer Bestand von mehreren hundert Bildpostkarten erworben werden, die Angehörige des Hochadels und insbesondere des preußischen Herrscherhauses zeigen. Diese werden derzeit schrittweise inventarisiert und sind schon jetzt in Teilen auf der Museumsplattform museum-digital zu entdecken und vergleichen.
Autor: Ulrich Feldhahn
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